Schule zu Hause

Uns ist es relativ gut gegangen, wir dürfen uns nicht beklagen mit einem großen Haus mit Garten und Teich, PC und Laptop, zwar nicht das Neueste, aber arbeitstauglich.
Der Sohn, er wird demnächst 12 Jahre, besucht die 1. Klasse der NMS in Wels, war wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen von 16. März bis 17. Mai 2020 nicht in der Schule.
Eigentlich geht er ganz gerne in die Schule. Dabei geht es ihm nicht so sehr darum, die deutsche Rechtschreibung, die englischen Vokabeln oder das Bruchrechnen zu lernen, sondern um die schönste und wichtigste Zeit in der Schule - die Pausen vor und nach den Lehreinheiten, das Zusammensein mit seinen Schulfreunden. Seine Lieblingsgegenstände sind Sport und Werken, gleich danach kommt Religion - der Lehrer erzählt so viel und es gibt keinen Leistungsdruck.
Beim Lernen zu Hause fallen für den Schüler alle positiven Aspekte von Schule weg! Was bleibt? Er muss sich die Nachrichten der LehrerInnen alle durchlesen - er liest nicht gerne. Zu Beginn kommen täglich von allen PädagogInnnen (sogar vom Hort) E-Mails mit den verschiedensten Aufgaben und Angeboten. Es müssen Dateien heruntergeladen und bearbeitet und wieder hochgeladen werden - wie geht das?
Die Mama und der Computer sind überfordert, Lernseiten im Internet sind überlastet und funktionieren nicht mehr, das Konfliktpotential steigt.
Der Sohn schaltet auf Ferienmodus - und die Abgabetermine der Pflichtaufgaben stressen die Mama, den Sohn betrifft das wenig. Täglich muss die Mama nachfragen: "Wer ist der Schüler?"
Mit 12 Jahren will man das natürlich nicht mehr hören - und die Freunde darf er nicht treffen. Das Handy und die "Youtuber" mit ihren lässigen Sprüchen werden immer wichtiger. Es fehlen ihm die Burschen, mit denen er sich messen kann und so glaubt er, er ist der "King".
Mit 18. Mai hat die Schule teilweise wieder begonnen, und er hat wieder Kontakt zu seinen Freunden, es ist leichter geworden - Gott sei Dank!
Das Bearbeiten von Dateien gelingt auch immer besser, jetzt hoffe ich, dass meine Yoga- und Tanzstunden bald wieder starten - die fehlen mir schon sehr.
Ursula Geiser